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Molière (= Jean-Baptiste Poquelin)

Geboren am 15. 01. 1622; gestorben am 17. 02. 1673.

Er ist ältester Sohn eines wohlhabenden Pariser Textilhändlers und Tapissier du Roi und verliert mit 10 seine Mutter, mit 15 auch seine Stiefmutter, beide "mortes en couches". Er besucht das von Jesuiten geführte Collège de Clermont, danach studiert er vielleicht Römisches Recht in Orléans. Ob er mit 20 Anwalt wird, wie manche vermuten, ist ungewiss. Spätestens mit 21 wird er jedenfalls Schauspieler – sicher eher gegen den Willen des Vaters, der ihm schon das Anrecht auf spätere Übernahme des Tapissier-Amts gekauft hatte, ihm aber trotzdem das Erbe seiner Mutter auszahlt.

1643 gründet er zusammen mit der Schauspielerfamilie Béjart, vor allem der nur wenige Jahre älteren Madeleine Béjart, ein Theater: l'Illustre Théâtre. Dieses geht schon 1645 pleite, wobei Molière (wie er sich inzwischen nennt) vorübergehend in Schuldhaft genommen wird. Hiernach schließen er und die Béjarts sich einer Wandertruppe an, die hauptsächlich in West- und Südfrankreich umherzieht und in der er sich rasch zum Direktor hocharbeitet. Nach und nach spezialisiert sich die zeitweise vom Duc d’Épernon und dann vom Prince de Conti gesponsorte Truppe auf die Aufführung von Farcen und Komödien im Stil der Commedia dell'arte, wobei Molière spätestens 1655 mit L'Étourdi auch eigene Stücke in sein Programm aufnimmt.

Nach 13 Wanderjahren mit seiner Truppe, in denen er von Grund auf sein Handwerk als Schauspieler, Theaterdirektor und schließlich auch Autor lernt und Leuten aus allen Schichten begegnet, bekommt er 1658 in Rouen Kontakt zu "Monsieur", dem jüngeren Bruder des eben 20-jährigen Königs Louis XIV. Er wird nach Paris eingeladen und spielt vor dem Hof – zuerst mit mäßigem Erfolg die Tragödie Nicomède von Pierre Corneille, dann die eigene Farce Le Docteur volant. Diese gefällt dem jungen König so sehr, dass er der Truppe erlaubt, im Palais Royal zu spielen.

Den Durchbruch erzielt Molière 1659 mit seiner Komödie Les précieuses ridicules, wo er den Jargon und die Denkweisen der "Preziösen" (einer Art Emanzen-Bewegung avant la lettre) persifliert – und sich erste Neider und Feinde schafft. Der nächste große Erfolg ist die École des femmes (1662), ein Stück, das einer gemäßigten Emanzipation das Wort redet und eine heftige Polemik auslöst, die Molière mit den Stücken La Critique de l'École des femmes und L'Impromptu de Versailles weiter anheizt (allesamt 1663).

Im Mai 1664 – inzwischen ist er zum "maître de plaisir" des Königs avanciert (der im Januar sogar Taufpate seines ersten Kindes geworden war) – organisiert Molière ein dreitägiges Hoffest im neuangelegten Park von Versailles, wobei er nach den (eigenen) Stücken La Princesse d'Élide, Le Mariage forcé und Les Fâcheux eine erste Version des Tartuffe aufführt. Schon im Vorfeld der Aufführung hatten etliche Fromme am Hof gegen den Tartuffe polemisiert.

Nach der Aufführung nun löst diese Komödie um einen scheinbar frommen, in Wahrheit aber herrschsüchtigen und lüsternen Betrüger, Empörung bei der gesamten "ancienne cour" aus, einer Gruppierung von Höflingen, die sich um die fromme Königinmutter Anne d'Autriche scharte und der Zeit vor 1661 nachtrauerte, wo man unter ihr und ihrem Minister Kardinal Mazarin die Macht gehabt hatte. Der König, dem die Attacke Molières auf die Frömmler und damit durchaus auch auf die "ancienne cour" zunächst sehr recht gewesen war, hält es nun, unter dem Druck dieser Leute (die z. T. in dem bigotten Geheimbund der Compagnie du Saint-Sacrement organisiert sind), für opportun das Stück zu verbieten.

Die nächsten Jahre Molières sind bestimmt von seinem Kampf gegen die Intrigen der, wie er sie nennt, "cabale des dévots". Immerhin unterstützt der König ihn indirekt, indem er seiner Truppe 1665 eine Jahrespension aussetzt und sie zur troupe du roi ernennt. Im Sommer 1667 führt Molière, nach dem Tod von Anne d’Autriche (1666), eine überarbeitete Version des Tartuffe auf. Der Premier Président des Pariser Parlements (der für den auf einem Feldzug befindlichen König die Polizeigewalt ausübt) reagiert sofort mit einem Verbot und der Erzbischof von Paris bedroht Molière mit Exkommunikation. Als dieser zwei Schauspieler mit einer Bittschrift zum König schickt, signalisiert der zwar Wohlwollen, tut aber nichts. Immerhin duldet er, dass der Prince de Condé 1668 den Tartuffe trotz des Verbots zweimal privat in seinem Schloss aufführen lässt. Erst am 5. Februar 1669, als die "ancienne cour" endgültig entmachtet ist, der König fest im Sattel sitzt und keine Rücksicht mehr auf die frommen Gegner Molières nehmen muss, kann dieser sein Stück frei aufführen – nun mit triumphalem Erfolg. Inzwischen hat er übrigens das Thema der Heuchelei weiterverfolgt: 1665 schreibt er Dom Juan, ein Stück über einen adeligen Schürzenjäger und Freigeist, der plötzlich, um sich seinen Feinden zu entziehen, Frömmigkeit vortäuscht, aber schließlich zur Hölle fährt (auch dieses Stück wird sehr bald nach der Uraufführung verboten); 1666 verfasst er Le Misanthrope, wo er das Thema der geheuchelten Nettigkeit und gegenseitigen Schmeichelei in der höfischen Gesellschaft behandelt. 1668 übt Molière in Amphitryon erstmals leise Kritik an seinem hochmögenden, aber etwas unzuverlässigen Gönner Louis XIV, der verschlüsselt dargestellt ist in dem ganz ungeniert seinem sexuellen Lustgewinn nachgehenden Titelhelden Amphitryon alias Jupiter. In Georges Dandin (ebenfalls 1668) kritisiert Molière bitter die Arroganz, mit der Adelige, selbst wenn sie verarmt sind, die gesellschaftlich nützliche Bourgeoisie verachten und ausbeuten zu dürfen meinen.

Insgesamt aber verlegt er sich nun mehr und mehr auf nicht-kontroverse Themen und versucht, mit Erfolgstücken sein Theater zu füllen und den König bei Laune zu halten. Er schreibt (neben anderen, heute weniger bekannten Stücken) L'Avare (1668), wo er den Geiz reich gewordener älterer Bürger karikiert; Le Bourgeois gentilhomme (1670), wo er die unkritische Sucht der Bourgeoisie nach Adelstiteln verspottet; Les Fourberies de Scapin (1671), wo er noch einmal alle Register der Farce und der Commedia dell'arte zieht; und schließlich Le Malade imaginaire (der eingebildete Kranke), wo er ein altes und immer wieder (mehrfach auch von ihm selbst) bearbeitetes Thema gestaltet: die naive Medizingläubigkeit reicher Kranker und die von keinerlei Selbstzweifeln geplagte Inkompetenz der sie ausbeutenden Ärzte – eine Inkompetenz, die dem seit längerem schwer kranken Molière (Tuberkulose?) nur allzu gut bekannt war.

Bei der vierten Aufführung des Malade am 17. Februar 1673 bricht er zusammen und stirbt kurz danach. Nur mühsam gelingt es seiner Frau Armande Béjart (einer jüngeren Schwester Madeleines), eine halbwegs ehrbare Bestattung zu erlangen.

Die Truppe Molières bleibt zunächst unter ihrer Leitung schlecht und recht bestehen. 1680 wird sie auf Anweisung von Louis XIV mit den konkurrierenden Pariser Truppen des Théâtre du Marais und des Hôtel de Bourgogne verschmolzen: die noch heute bestehende Comédie Française ist geboren.

 

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